Distanzen werden oftmals unterschätzt.
Die Liebe zur Natur wurde David Prytz in die Wiege gelegt. Geboren in Dänemark, aufgewachsen in Norwegen und nach vielen Reisen durch die Welt hat es ihn nun vom pulsierenden Berlin an das idyllische Ufer des Oderkanals gezogen.
Ich bin Naturkind. Es ist schön, wieder ein bisschen Ruhe zu haben. Als ich das Gelände gesehen habe, war es wahnsinnig schön in seiner Verlassenheit mit einer Substanz, auf der sich aufbauen lässt.
Seit zehn Jahren lebt David Prytz in Berlin. Doch sein Atelier im Wedding musste er aufgeben. Ein passendes und bezahlbares Atelier in Berlin zu finden, ist sehr schwierig. Auch wenn neue Atelierhäuser entstehen, sind die Mieten meistens unerschwinglich. Seit November 2019 arbeitet er nun hier in Stolpe. Über Simon Mullan ist er auf den Kulturpark und die freien Räume aufmerksam geworden.
Die ersten zwei Monate sind beide ständig hin und zurück gefahren. Dauerhaft allerdings unmöglich. Die Hallen standen noch voll mit alten Maschinen. Morgens nach Stolpe zum Aufräumen und abends wieder nach Berlin. David Prytz möchte langfristig bleiben. Doch dafür braucht es erst einmal viel Energie, um überhaupt anzukommen und sich auch einzurichten. Ankommen ist ein großes Thema für ihn. Für seine Studien ist er viel gereist, umgezogen und hat neue Orte auf sich wirken lassen. Jetzt ist die Zeit gekommen – für Ruhe, seine Arbeit und auch seine junge Familie. In Berlin warten seine Partnerin, ebenfalls Künstlerin, und sein zweijähriger Sohn. So oft wie es geht, versucht David Prytz in Stolpe zu sein. Denn dieser Ort und die Natur geben ihm Kraft und Aussicht auf eine neue Zukunft. Auch seine Partnerin spielt mit dem Gedanken, sich hier vergrößern. Ihr Atelier in Berlin würde sie dennoch behalten und hier in Stolpe an platzintensiveren Werken arbeiten. Die Elternzeit teilen sich beide, um sich gegenseitig genügend Freiraum für die künstlerische Arbeit zu gewähren. Doch mit Kleinkind ist eine Planung im Detail durchaus schwierig und vieles momentan sehr spontan.

Daher ist die Entfernung beider Lebensorte noch sehr dankbar und ein schneller Zugang zu relevanten Sachen in Berlin gegeben. Für seine Arbeit denkt David Prytz unter anderem an Satellite-Events, die kuratiert sind und ein großes Netzwerk anziehen.
Durch einen organisierten Shuttleservice könnten Gäste und Interessierte in bestimmten Zeitabständen abgeholt werden. Damit ließe sich auch ein Tagesprogramm mit Ausstellung, Programm und Get Together durchaus realisieren. Auch Synergien mit dem benachbarten Ponderosa e.V. wären interessant.


Aufs Land zu gehen, muss man für sich selbst überlegen und auch hinterfragen, was einem persönlich wichtig ist. Was hat man in der Stadt, was man auf dem Land nicht hat. Und umgekehrt. Wir überlegen ja tatsächlich auch rauszuziehen, um Berlin mehr oder weniger zu verlassen. Das ist wiederum aber auch eine Art der Isolation – klar, findet man neue Freunde oder auch nicht.
Was die Entwicklung des Geländes angeht, mahnt David Prytz eher zur Vorsicht. Geht alles zu schnell, kommen automatisch die Probleme, glaubt er. Jeder Mieter sollte zuerst seinen eigenen Ort aufbauen und von dort aus arbeiten. Daraus wächst es organisch aus dem jeweiligen Raum heraus und verbindet sich. Anders natürlich mit den notwendigen Reparaturen und Dingen, die wirklich gemacht werden müssen, wie Dachrinnen freiräumen und kaputte Fenster austauschen. Nur so lässt sich der besondere Spirit dieses Ortes erhalten und gibt den Menschen den Raum, sich auch bewusst einbringen zu können. Das ist noch ein langer Prozess mit vielen kleinen Schritten. Dass es in seinem Atelier und fast auf dem gesamten Gelände kein Wasser gibt, ist für David Prytz total nachvollziehbar. Dafür sei es schließlich auch ein Projekt und eine nachhaltige Entwicklung ist schließlich ebenso mit hohen Kosten verbunden, die gut durchdacht und handwerklich professionell ausgeführt werden sollten.
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Entstanden im Rahmen eines gemeinsamen Projekts der TU Dresden, studio amore und dem Kulturpark Stolpe.
Seit über vier Jahren entstehen hier – gemeinsam mit Menschen aus Stadt, Land und dazwischen – neue Ideen, Strukturen und Lebensentwürfe im Wandel.