Rebellion im Alltag
⎯ Textauszug
Ein Dienstag, mitten im April und noch recht früh am Morgen. Eine bereits beachtliche Blechkolonne schiebt sich stadteinwärts. Beeindruckt und auch aus Neugier lasse ich meine Ampelphase sausen und zähle mit: 23 PKW, Transporter, LKW rollen über die vierspurige Kreuzung Richtung Alexanderplatz. Trotz gut ausgebautem Öffi-Netz dominiert das Auto die Straßen der Hauptstadt und es werden immer mehr: Die Zahl der hierzulande zugelassenen Autos wächst sogar schneller als die Bevölkerung.
Unsere Amsel 44 haben wir strategisch gut ausgesucht – sie ist gut 20 Laufminuten vom Wolfsburger Bahnhof entfernt.« Es ist das »kleinste, teuerste und unscheinbarste« Haus, das ich bisher aufgebaut habe. Der Weg führt wahlweise über die Diesel- oder Porschestraße. Die Autostadt Wolfsburg und das VW-Werk liegen auf der anderen Seite, jenseits des Mittellandkanals.
Mobilität verstanden als Beweglichkeit und Raumüberwindung ist ein wesentliches gesellschaftliches Bedürfnis. Sie ist zum einen notwendig, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und individuelle Lebensentwürfe und damit einhergehend auch Lebensqualität realisieren zu können. Nicht zuletzt in der jahrzehntelangen Ausrichtung der Entwicklung von Gesellschaften und ihren Infrastrukturen zeigt sich das »System Auto«. Leitbilder wie die »automobile Gesellschaft« oder die »autogerechte Stadt« haben uns von Kindesbeinen an geprägt.
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erschienen im transform Magazin Nr. 9 – Juhu! Diese Welt geht unter.